Page 19 - Stadtfuehrer_Lienz
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15  Wappenstein der Herren von   und Bartlmä Viertaler aus Innichen
                                      Graben, Beda Weber-Gasse Nr.   zwischen 1510 und 1531 gotisiert.
                                      4 – Besitzerzeichen der einfluss-  Finanziert  wurde  der Bau  vermut-
                                      reichen  Bürger  derer  von Graben.   lich durch die Herren von Graben.
                                      Die Familie gehörte zwar nicht dem   Virgil Graben hat im Jahr 1501 mit
                                      höheren Adel an sondern „nur“   der Stiftung eines Benefiziums die
                                      dem  Ritterstand,  doch  durch das   Kirche mit einem ständigen Kaplan
                                      Naheverhältnis zu Graf Leonhard   versehen. St. Michael ist auch die
                                      von Görz und einen gehobenen   Begräbniskirche derer von Gra-
                                      Lebensstil,  umgab  die  Familie ein   ben und Anverwandten. An der
                                      „feudales Fluidum“. An der Stra-  Südseite außen ist ein zweiteiliges
                                      ßenseite ist die gemalte Sonnenuhr   Fresko mit thronender Madonna
                                      mit dem Wappen der Familien Rain   und Kreuzigungsgruppe zu sehen,
                                      und Sumereck aus dem 17. Jahr-  entstanden gegen 1300. Der baro-
                                      hundert zu sehen.          cke Turm von 1712/1715 hat eine
                                                                 zierliche Form mit Zwiebelhaube.
                                        16  Geburtshaus von P. Beda   Der überwältigende Eindruck im
                                      Weber O.S.B., Beda Weber-Gas-  Langhaus entsteht durch das Ge-
                                      se Nr. 6 – Im Jahre 1798 geboren,   wölbe mit Rippenfigurationen als
                                      erlernte Beda Weber zunächst   achtblättrige Blütensterne in Ver-
                                      das Schusterhandwerk, bevor er   bindung mit dekorativen Malereien
                                      in Bozen das Gymnasium besu-  (um 1520). Das Gewölbe des Cho-
                                      chen durfte. Dann trat er in das   res wurde 1667 erneuert.
                                      Benediktinerkloster  Marienberg
                                      im Vinschgau ein. 1824 erhielt er   Der Hauptaltar mit gewundenen
                                      die Priesterweihe und unterrich-  Säulen und Plastiken der Engel Mi-
                                      tete am Gymnasium in Meran.   chael, Gabriel und Raffael, stammt
                                      Beda Weber beschäftigte sich in   aus dem Jahr 1683. Die Seitenaltäre
                                      mehrfacher  Hinsicht  mit  der Er-  von 1618 sind renaissancehaft. Am
                                      forschung Tirols und legte zahl-   rechten Altar eine spätgotische Ma-
                                      reiche wissenschaftliche Publika-  donnenstatue (um 1515), am linken
                                      tionen vor. Anerkennung für seine   ein Gemälde aus 1641 mit Ursula
                                      Tätigkeiten erfuhr er mit der Wahl   und Agnes von Johann Hofmann
                                      unter die ersten 12 Mitglieder der   d.Ä. aus Lienz. Die Heiligenfigu-
                                      kaiserlichen Akademie der Wissen-  ren an den Seitenaltären stammen
                                      schaften in Wien. Im Jahre 1848   vom heimischen Bildhauer Bartlmä
                                      wurde er in die Deutsche National-  Klettenhammer (um 1660/1670).
                                      versammlung nach Frankfurt am   Die Büsten auf den Altartischen
                                      Main gewählt und dort als beliebter   sind Meisterwerke von Johann Pa-
                                      Seelsorger auch zum katholischen   terer, (um 1750/1760).
                                      Stadtpfarrer bestellt.                                                Die geschichtsträchtige St. Michaelskirche spiegelt sich in der Fassade der Arbeiterkammer.
                                                                 Die Gedenktafel für Paul von Leu-
                                        17  Kirche St. Michael – Als roma-  belfing, die Hl. Familie darstellend,
                                      nischer Bau in der zweiten Hälfte    gemalt 1578 von Andrä Peurweg   der  Empore ist  der  Wappenstein   finden  sich die  Grabplatten  für
                                      des 13. Jahrhunderts entstanden.   aus Lienz. Die Bilder „Tod des Hl.   des Lienzer Stadtrichters Andrä   Virgil von Graben, die von weite-
                                      Mitte bis zweite Hälfte des 15.   Franz Xaver“ und „Pfingsten“ sind   von Graben von 1531 und eine   ren Verwandten im Chor und im
                                      Jahrhunderts Beginn der Erneue-  von Johann Waiginger, ebenfalls    Muttergottesdarstellung vom Ende   Langhaus. Die Ansammlung von
                                      rung  im  gotischen  Stil  durch  die   aus Lienz.                  des 16. Jahrhunderts zu sehen.   mehreren behauenen Steinen und
                                      Görzer Bauhütte. Zuerst wurde                                       Eine Seccomalerei stellt Freiherrn   Inschriftplatten unter der Stiege
                                      der Chor und dann das Langhaus   Die Kanzel ist mit Evangelisten-   Haimerand von Rain als Drachen-  zur Empore konnte bis heute noch
                                      unter Einbeziehung des roma-  bildern und der Statuette „Erz-       töter dar. Unter der reichen Grab-  nicht gedeutet werden.
                                      nischen Mauerwerks von Andrä   engel Michael“ ausgestattet. Auf     plastik des 16. Jahrhunderts be-


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