Page 34 - Stadtfuehrer_Lienz
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Albin Egger-Lienz (1868 - 1926)  Berühmtester Sohn der Stadt

 Geboren als uneheliches Kind
 der Maria Trojer und des Georg
 Egger, Kirchenmaler und Fotograf,
 wurde er auf den Namen Ingenuin
 Albuin Trojer getauft. Erst 1877 er-
 hielt er die Bewilligung, den Fami-
 liennamen Egger zu führen. Nach
 dem Besuch der Volksschule in Li-
 enz studierte er auf Vermittlung und
 Förderung des Vaters und des be-
 freundeten Malers Hugo Engl Male-
 rei an der Akademie der Bildenden
 Künste in München. Die Verwen-
 dung des Namens Egger-Lienz ist
 erstmals für 1891 nachweisbar.
 Nach dem Studium lebte er als
 freier Maler abwechselnd in Mün-
 chen und Osttirol. 1899 heiratete
 Egger-Lienz Laura Egger von Möll-
 Der Künstler Albin Egger-Lienz, 1907.
 wald und ließ sich in Wien nieder.
 Hier wurde er 1900 Mitglied der Genossenschaft bildender Künst-
 ler Wiens und Gründungsmitglied des Hagenbundes und 1909
 Mitglied der Wiener Secession. 1910 wurde er vom Professoren-
 kollegium der Wiener Akademie der Bildenden Künste als Profes-
 sor vorgeschlagen. Die Berufung wurde jedoch vom Thronfolger   Weltweit die größte Egger-Lienz-Sammlung im Museum Schloss Bruck.
 Franz Ferdinand verhindert. Gründe dafür sind in der Zugehörig-
 keit Eggers in der von Franz Ferdinand abgelehnten Secession
 zu suchen, wie auch in der Tatsache, dass Egger das Gemälde   entwarf Kriegspostkarten. 1919 und 1925 wurde ihm die Profes-
 „Der Totentanz Anno Neun“ im Rahmen der Ausstellung zum 60.   sur an der Wiener Akademie angeboten, die er jedoch beide Mal
 Regierungsjubiläum Kaiser Franz Josephs ausgestellt hatte. Das   ausschlug. Die Ausgestaltung der von Clemens Holzmeister ent-
 Bild war weder patriotisch  noch – angesichts  des fortgeschrit-  worfenen Kriegergedächtniskapelle in Lienz beschäftigte ihn von
 tenen  Alters  des  Jubilars  – pietätvoll. Egger-Lienz  unterschied   1923 bis 1925, in deren Zuge auch das Gemälde „Christi Auf-
 sich von seinen malenden Zeitgenossen durch das Hervor-  erstehung“ entstand. Nach Protesten gegen das schmucklose,
 heben der plastischen Körperformen  und die Monumentalität.     ein-fache Gemälde – unter anderen des Dekans – verfügte das
 Sie standen im krassen Gegensatz zur Dekorativität des Jugend-  Heilige Offizium in Rom ein Gottesdienstverbot für die Kapelle. In
 stils. Stilmäßig wurde nach 1910 die strenge Reduktion für ihn im-  seinen letzten Lebensjahren wurde Egger-Lienz zum Ehrendoktor
 mer wichtiger. „Ich male Formen, nicht Menschen“, sagte er.   der Universität Innsbruck und zum Ehrenbürger von Lienz ernannt.
            Er starb am 4. November 1926 im Grünwaldhof in St. Justina. Mitt-
 Im Jahr darauf ließ sich Egger-Lienz in Hall in Tirol nieder, wo er   lerweile zählt Albin Egger-Lienz zu den „aufsteigenden“ Künstlern
 mit den Künstlern des Brennerkreises verkehrte. 1912 ging er für   – was das Begehren der Sammler und leidenschaftlichen Kunst-
 ein Jahr als Lehrer an die Großherzogliche Hochschule für Bilden-  liebhaber und -kenner betrifft.
 de Kunst nach Weimar. Nach einem Sommeraufenthalt an der
 Katwijk  aan  Zee  in  Holland,  wo er  Meeres-  und  Dünenbilder     Der Wertseiner Bilder steigt stetig. 700.000 Euro war einem Inter-
 malte, ließ er sich in St. Justina bei Bozen nieder. In Klausen be-  essenten bei einer Auktion der „Totentanz“ wert. Das Werk – 2006
 trieben einige seiner Schüler unter seiner Leitung eine Kunst-  restituiert – war bis dahin Teil der weltweit größten  Egger-Lienz
 schule. 1915 wurde er zu den Standschützen  einberufen  und   Sammlung im Museum Schloss Bruck.



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