Page 9 - Stadtfuehrer_Lienz
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Schon seit Jahrzehnten schmücken Palmen das Lienzer Zentrum. Das Denkmal für
                                      Kaiser Joseph II stand zuerst am Hauptplatz, jetzt am Europaplatz hinter der Liebburg.
                                      Postkarte aus dem Jahr 1937 (Ausschnitt).

                                      Ein kulturhistorischer Stadtrundgang
                                      von Dr. Meinrad Pizzinini
                                      Hauptplatz. Die Gaugrafen, die   ren 1605 bis 1608 die Liebburg. Im
                                      sich erst später „von Görz“ nann-  westlichen Anbau, heute als „Fron-
                                      ten, rodeten den Talboden zwi-  feste“ bezeichnet, war die Kapelle
                                      schen den Flüssen Isel und Drau   untergebracht. Nach dem Brand
                                      und legten gegen Ende des 12.   im Jahre 1609 wurde die Lieb-
                                      Jahrhunderts ein Burgum an. Die   burg  beim Wiederaufbau  um die
                                      ritterständische Ansiedlung ent-  repräsentativen seitlichen Türme
                                      sprach dem Umfang nach un-  mit Zwiebelhaube erweitert. Die
                                      gefähr dem heutigen Hauptplatz.   Wolkensteiner nutzten die Lieb-
                                      Die lang gezogene Dreiecks-  burg zuerst als Wohnsitz, später
                                      form verengt sich nach Osten   wurde sie das Verwaltungszent-
                                      hin. Die Westseite des Burgums   rum der Herrschaft Lienz und seit
                                      war besonders gefährdet, wes-  dem 19. Jahrhundert Sitz ver-
                                      halb der Zugang, das sogenannte   schiedener Behörden. Der Ankauf
                                      „Mittertor“ nur einen schmalen   durch die Stadt Lienz erfolgte
                                      Durchgang frei ließ. Die kleine rit-  1980. Architekt Dieter Tuscher
                                      terliche  Ansiedelung  mit  ca.  30   voll-führte den gelungenen Umbau
                                      Häusern gab den Bewohnern Si-  zum Rathaus. Für die vorbildliche
                                      cherheit und Schutz. Regelmäßig   Revitalisierung erhielt die Stadt
                                      wurden Wochenmärkte und wohl   Lienz im Jahre 1991 die begehrte
                                      auch Ritterturniere abgehalten.   EUROPA NOSTRA – Auszeich-
                                      Als „civitas“ (Stadt), wird diese    nung. Durchschreitet man das ehe-
                                      Anlage 1242 das erste Mal urkund-  malige kleine Stadttor nach Süden
                                      lich  erwähnt. Dieser Platz,  früher     hin, gelangt man auf den Europa-
                                      als „Unterer Stadtplatz“ bezeich-  platz. Zu sehen sind hier die Fun-
                                      net,  ist seither  das  repräsentative     damente eines Rundturmes vom
                                      Zentrum von Lienz.         Beginn des 17. Jahrhunderts, der
                                                                 den  Zugang zur  Stadt  schützte.
                                        1  Liebburg, Hauptplatz  Nr. 7     2  Den Platz schmückt jetzt ein
                                      – Die Freiherrn von Wolkenstein-   Denkmal  für  Kaiser  Joseph II.,
                                      Rodenegg, Inhaber der Herrschaft   das Werk einer Kunstgießerei in
                                      von Lienz, errichteten in den Jah-  Mähren aus dem Jahre 1906.

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