Page 10 - Urbane Grünräume | Ihre Bedeutung für Klima und Biodiversität
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          Boden ist nicht gleich Boden
          Wichtig	für	das	Wachstum	vieler	Pflanzen	sind	vor	allem
          die	oberen	Bodenhorizonte.	Die	oberste	Bodenschichte,
          der	sog.	Mutterboden	(20	–	30	cm),	enthält	am	meisten
          Humus,	Nährstoffe	und	Bodenleben.	Die	darunterliegenden
          Bodenschichten	enthalten	mehr	mineralische	Bestandteile,
          sind	weniger	belebt,	werden	aber	dennoch	durchwurzelt,
          wenn	sie	ausreichend	Poren	für	Luft	und	Wasser	enthalten.
          Aushuberde	bei	Bauarbeiten	kommt	zum	Teil	aus	tieferen
          Bodenschichten	und	sollte	nicht	mit	dem	wertvollen	Mut-
          terboden	deponiert	werden,	welcher	für	die	Neuanlage	von	  Bodenprofil
          Pflanzflächen	herangezogen	werden	kann.

          BODEN - klimawirksamer Kohlenstoffspeicher
          Alle	Organismen	–	Pflanzen	und	Tiere	(inkl.	Mensch),	Pil-
          ze	und	Mikroorganismen	bestehen	zum	Teil	aus	Kohlen-
          stoff.	Sterben	diese	Lebewesen,	werden	sie	von	verschie-
          denen	Bodenorganismen	zersetzt	und	abgebaut.	Ein	Teil
          des	in	ihnen	enthaltenen	Kohlenstoffes	bleibt	in	Form	von
          Dauerhumus	im	Erdreich	gebunden,	ein	Teil	wird	wieder
          als	Kohlendioxid	in	die	Atmosphäre	„ausgeatmet“.
                                                                                                                                 Wasserspeicher	und	Filter
          •	 Der	Boden	ist	nach	den	Ozeanen	der	zweitgrößte	Koh-
            lenstoffspeicher	der	Erde	–	hier	ist	mehr	Kohlenstoff
            gebunden	als	in	allen	Pflanzen	weltweit. 3                                                                           BODEN - Wasserspeicher und Filter                    •	 Die	passende	Korngröße	ist	ein	weiterer	wichtiger	Fak-
          •	 Eine	aktuelle	Berechnung	besagt,	dass	in	den	Böden	                                                                 Fallen	Niederschläge	auf	Grünflächen	bzw.	auf	offene	   tor.	So	ist	z.B.	Schluff	mit	viel	Feinmaterial	ein	sehr	viel
            der	Welt	etwa	2.600	Milliarden	Tonnen	Kohlenstoff	                                                                   Böden,	können	sie	im	Boden	versickern.	                 besserer	Filter	als	reiner	Sand.
            gespeichert	sind,	das	ist	ca.	3	x	so	viel	wie	in	der	                                                                                                                     •	 Die	Höhe	des	pH-	Wertes	spielt	ebenso	eine	Rolle	–	in
            Atmosphäre	vorhanden	ist.	Schon	kleine	Änderungen	                                                                   •	 Ein	Teil	bleibt	im	Boden	gebunden	und	ist	damit	für	die	  versauerten	Böden	können	gebundene	Schadstoffe
            des	Bodenspeichervermögens	haben	massive	Aus-                                                                          Pflanzen	verfügbar	oder	Wasser	verdunstet	und	kühlt	  wieder	freigesetzt	werden. 7
            wirkungen	auf	die	Kohlenstoffkonzentration	in	der	                                                                     dadurch	die	Umgebung.
            Atmosphäre. 4                                                                                                        •	 Ein	weiterer	Teil	versickert	ins	Grundwasser.	Dabei	  Verbaute	Bereiche	und	durch	Asphalt	oder	Pflaster	versie-
          •	 Wird	Boden	verbraucht	oder	die	Bodenstruktur	verän-                                                                   werden	Nährstoffe	gebunden,	aber	auch	belastete	   gelte	oder	auch	stark	verdichtete	Böden	nehmen	kein	bzw.
            dert,	geht	dieser	Kohlenstoffspeicher	verloren	und	die	                                                                Oberflächenwässer	gefiltert	oder	Schadstoffe	zum	Teil	  wenig	Niederschlagswasser	auf,	hier	muss	das	Oberflä-
            Kohlenstoffkonzentration	in	der	Atmosphäre	nimmt	zu,	                                                                  auch	neutralisiert.	                               chenwasser	meist	über	das	Kanalnetz	„entsorgt“	werden.
            was	wiederum	die	Erhitzung	des	Klimas	begünstigt.
          •	 Durch	großflächige	Trockenlegung	und	Nutzung	von	                                                                   Wie gut diese Fähigkeiten des Bodens sind, hängt     Zum	Teil	werden	Niederschlagswässer	auch	über	Sicker-
            Feuchtgebieten	(Entwässerung	für	landwirtschaftli-                                                                   von verschiedenen Faktoren ab:                       schächte	in	tiefere	Bodenschichten	eingebracht.	Das
            che	Flächen,	Torfabbau	in	Mooren,)	werden	besonders	                                                                 •	 Je	mächtiger	die	vertikale	Schichtstärke	des	Bodenkör-  entlastet	zwar	das	Kanalnetz,	die	Reinigung	des	Oberflä-
            viele	Treibhausgase	wie	Kohlendioxid	(CO2)	und	das	                                                                    pers	umso	besser.                                  chenwassers	durch	Humuspartikel	ist	aber	kaum	gegeben,
            äußerst	klimawirksame	Lachgas	(N2O)	freigesetzt,	aber	  Baumwurzeln                                                  •	 Aber	auch	die	darin	enthaltene	Menge	an	Humus	ist	  und	auch	die	Funktion	des	Bodens	als	Wasserspeicher	und
            auch	Phosphor	und	Nitrate	entweichen	dadurch	in	die	                                                                   entscheidend,	denn	die	Humuspartikel	binden	Nähr-	  die	Luftkühlung	durch	Wasserverdunstung	geht	verloren.
            Atmosphäre. 5	6
                                                              3 	Vgl.	Brockhaus	Sarah	(2020)                                       und	Schadstoffe	(Schwermetalle).
                                                              4 	Vgl.	Galvagno	Marta	et	al	(2013)
                                                              5		 Vgl.	Schoiswohl	Maria	(2019)
                                                              6		 Vgl.	Krempels	Paula	(2020)                                     7 	Vgl.	(Hrsg.)	Umweltbundesamt	Deutschland	(online)
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